Von Stefanie Graf, Pia Enders, Levin Schmider, Teresa Eiglsperger, Franziska Muehlhofer
„Wie wollen wir 10 Milliarden Menschen bis 2050 ernähren?“ Dieser Frage stellte sich Referent Niklas Kroner-Weigl im Rahmen der Ringvorlesung „Interdisziplinäre Facetten der Nachhaltigkeit“ in einem Vortrag zum Thema „Alternative Proteinquellen als Fleisch der Zukunft“
Sei es das halbe Hendl auf der Dult oder auch der Schweinebraten Sonntag mittags bei Oma. Fleisch ist heutzutage für viele Menschen „nicht mehr nur Nahrungsmittel, sondern auch Teil der Kultur“, erklärte Niklas Kroner-Weigl, Gründungsmitglied des Regenburg [alt.] protein project, einer Initiative des Good Food Institutes, in einem Vortrag am 07.04.2021. Der Vortrag mit dem Titel „Alternative Proteinquellen als Fleisch der Zukunft“ fand im Zuge der interdisziplinären Ringvorlesung „Interdisziplinäre Facetten der Nachhaltigkeit“ statt und erläuterte den Zuhörer*innen, welche katastrophalen Ausmaße der stetig steigende Fleischkonsum auf unsere Umwelt genommen hat. Dabei betonte Kroner-Weigl, dass er niemanden zur fleischlosen Ernährung missionieren, sondern ein Bewusstsein schaffen und aufklären möchte.
„4.800 Tiere werden pro Sekunde allein für unseren Konsum getötet“, schockierte der Referent am Mittwoch die Zuhörenden. Doch nicht nur werden unzählige Tiere allein für unseren Genuss getötet: Fleischkonsum ist zudem auch noch extrem ineffizient. Dies erklärte Kroner-Weigl an einem einfachen Beispiel: Um eine Kalorie an Hühnerfleisch zu erhalten, müssten erst einmal neun Kalorien an das Huhn verfüttert werden, was einen enormen Kalorienverlust bedeutet. Das Huhn stellt hier aber noch das effizienteste aller Nutztiere dar. Für eine Kalorie Rindfleisch benötige man sogar 42 Kalorien an Futter.
Um diese großen Mengen an Futter für die Tierhaltung anzubauen, benötigt es Ackerflächen. Hektarweise Regenwald wird gerodet, um genau diese Ackerflächen für den Anbau von Soja zu schaffen. Bereits jetzt werden 50% des bewohnbaren Landes auf unserer Erde allein für die Landwirtschaft genutzt. Aber sind nicht die Veganer*innen daran schuld, dass die Regenwälder abgerodet werden? Noch immer herrscht in großen Teilen der Bevölkerung das Missverständnis, dass die Sojaproduktion für Tofu und Co. verwendet wird. Fakt ist aber, dass nur aus 2,6% des angebauten Sojas tatsächlich Tofu hergestellt wird, ganze 77% jedoch fließen in die Ernährung der Tiere.
Aber warum ist es eigentlich so fatal, dass so viel Land für die Tierhaltung verwendet wird? Die sich immer weiter ausbreitende Landwirtschaft bedeutet eine immense Bedrohung für unzählige Tierarten. Jeden Tag werden 143 Spezies ausgerottet. Von den aktuell 28.000 bedrohten Arten ist für 24.000 die Landwirtschaft als substantielle Bedrohung aufgeführt und ist somit der größte Treiber des Artensterbens. Bereits jetzt sind 94% der auf der Welt lebenden Tiere aus der Massentierhaltung. Nur 6% leben in freier Wildbahn.
Was für viele überraschend sein mag: Es ist viel wichtiger was man
isst, als darauf zu achten, woher es kommt. Der Transport verursacht, anders als
viele denken, am wenigsten Treibhausgase. Von welchem Teil der Welt das Fleisch kommt sei daher weniger relevant als der Fakt, dass es sich überhaupt um Fleisch handelt, erklärte Niklas Kroner-Weigl, denn tierische Produkte allein machen 60% der weltweit produzierten Treibhausemissionen aus.
Doch nicht nur für die Umwelt bedeutet unser immenser Fleischkonsum eine Bedrohung. Auch bringt er viele gesundheitliche Probleme mit sich. Oftmals ist der Zusammenhang zwischen der globalen Gesundheit und unserer Tierhaltung nicht präsent und so überrascht es, dass antibiotikaresistente Keime die größte Gefahr für unsere Bevölkerung darstellen.“To create a global pandemic, build factory farms“ Dieses Zitat von Dr. Michael Greger bekommt in Zeiten von Covid-19 eine völlig neue Tragweite. Denn 60% aller infektiösen Krankheiten sind Zoonosen, das bedeutet sie wurden ursprünglich von Tieren auf den Menschen übertragen.
Aber die große Frage bleibt: Wie ernähren wir 10 Millionen Menschen bis 2050? Theoretisch ist genügend Essen für alle da, aber es nicht fair verteilt. Abhilfe können alternative Proteinquellen schaffen. Wie können nun mögliche Alternativen aussehen oder, anders gesagt, schmecken? Für Kroner-Weigl ist klar, Alternativen müssen mit Fleisch konkurrieren können und sowohl in der Textur, dem Preisniveau und vor allem im Geschmack and das Original herankommen. Als Beispiel stellte er insgesamt drei Alternativen zu herkömmlichen Fleisch vor: Plant-based, Fermentation und Cultivated meat. Doch sind die alternativen Proteinquellen wirklich nachhaltiger? Ganz klar: die Produkte sind noch nicht perfekt und es benötigt noch einiges an Forschungsarbeit, jedoch ist die Produktion auf jeden Fall effizienter und klimafreundlicher, vorausgesetzt der Prozess erfolgt mit erneuerbaren Energien.
Kroner-Weigl schaffte es in seinem Vortrag mit anschaulichen Fakten bestehende Denkstrukturen zu brechen, um den Zuhörer*innen anschließend neue Denkanstöße mit auf den Weg zu geben. Und eines ist sicher: Wenn wir 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ernähren wollen, ist „business as usual“ keine Option.
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