Von Sanja Müller, Luna Halbig, Fabiane Wein, Patricia Golling und Elisabeth Pensenstadler
Du hörst gerade einen Podcast über den Klimawandel und YouTube schlägt dir ein Video zum Anstieg des Meeresspiegels vor. Dann klappst du deinen Laptop zu und wirfst einen Blick in die Leere deines Kühlschranks. Weil du schneller bist, nimmst du dein Auto und obwohl du es dir schon seit Wochen vorgenommen hast, fährst du statt in den Unverpackt-Laden doch lieber zu Aldi. Nun stehst du grübelnd vor dem Gemüseregal: Entscheidest du dich heute für die Bio Gurke, oder doch lieber für die günstigere, aber in Plastik eingewickelte Variante? Mittlerweile nagt das schlechte Gewissen an dir – ein Dilemma, mit dem wir alle schon konfrontiert wurden.
Eigentlich müssten wir es besser wissen. Doch wir sind mit der Situation „moralisch und kognitiv überfordert“, brachte es Prof. Dr. Weiss in seinem Vortrag zum Thema “Ökonomische Nachhaltigkeit und Klimawandel” am 24.03. treffend auf den Punkt. Dieser ist Bestandteil der Ringvorlesung “Interdisziplinäre Facetten der Nachhaltigkeit” und zeigte den Zuhörer:innen eine eher pessimistische Sicht der aktuellen Umweltsituation auf. Der einzelne Mensch entscheidet sich häufig aus Bequemlichkeit gegen die umweltfreundliche Alternative. Gefragt ist deshalb die Politik, die finanzielle Anreize für klimaverträgliches Verhalten schaffen muss. Hier gibt es zwei Instrumente:
Das erste effektive Instrument, um dem derzeitigen Marktversagen in Bezug auf den Klimaschutz entgegenzuwirken, ist die CO2-Steuer. Diese hat zum Ziel, dass CO2-Emissionen in der Höhe des jeweils verursachten Schadens besteuert werden. Der Staat entscheidet über die Besteuerungshöhe, wobei man sich einig ist, dass diese langsam gesteigert werden soll, um die Wirtschaft nicht zu überfordern. Dementsprechend werden die Produkte teurer, deren Herstellung viel CO2 benötigt, wohingegen CO2-neutrale Produkte nicht besteuert werden und somit keine Preissteigerung erfahren.
Der Emissionsrechtehandel als zweites Instrument funktioniert folgendermaßen: Man berechnet die Menge an CO2, die man noch emittieren darf, um die 1,5 Grad-Grenze der Erderwärmung nicht zu überschreiten. Das Recht, diese konkrete Menge an CO2 auszustoßen, wird dann wie an einer Börse versteigert. Somit ist der Preis variabel, die Gesamtmenge an Emissionen jedoch festgelegt.
Beim Vergleich der beiden Instrumente wird deutlich, dass die CO2-Steuer leichter und risikoärmer für die Wirtschaft umzusetzen wäre. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Klimaziele erreicht werden beim Emissionshandel höher.
Es gilt die klimafreundliche Richtlinie, dass jährlich pro Person zwei Tonnen CO2 verbraucht werden dürfen, was durch Einschränkungen für deutsche Bürger:innen erreicht werden könnte. Zu diesen gehören beispielsweise, dass jede:r Einzelne nur 50 Liter Benzin pro Jahr erwerben darf. Das wirkt sehr radikal, wäre aber dafür sozial, da die Richtlinie sowohl für ärmere als auch für wohlhabendere Menschen im selben Maße gelten würde. Eine andere Herangehensweise wäre es, die CO2-Steuer derart hoch anzusetzen, dass die Emissionen dementsprechend zurückgehen und die dadurch entstehenden Einnahmen im Nachhinein erstattet werden. So wäre ein freiheitlicher, sozialer und effizienter Weg gewählt.
Essenziell ist es, dass die Politik in Deutschland nicht auf andere Staaten wartet, sondern die oben genannten Instrumente bereits jetzt im Alltag umsetzt. Obwohl die Auswirkungen des Klimawandels bisher noch weit weg – vor allem im globalen Süden – zu spüren sind, brauchen „wir eine Politik, die CO2-Emissionen einen Preis gibt und damit Eigeninteresse und Gesellschaftsinteresse in Einklang bringt“, so Prof. Dr. Weiss. Die Devise lautet also stets Aktion statt Resignation. Sowohl für uns, wenn wir mal wieder einkaufen gehen, aber eben auch für die Politik.